Freitag, 24. Januar 2014

101-110

gedenken unde reden wol.
swer ander kunst bewæren sol
den jungen und den alten,
der muoz geziuges walten
und helferîcher stiure,
mit der sîn kunst gehiure
müg an daz lieht gefliezen.
und sol ein schütze schiezen,
er muoz hân bogen unde bolz.
kein snîder lebt sô rehte stolz,

schön und gut zu reden und von Vergangenem zu erzählen.
Wer auch immer eine Kunst und Geschicklichkeit
den Jungen und Alten beweisen muss,
der muss über Zeugen verfügen
und über wohlwollende Unterstützung,
mit deren Hilfe seine Kunst und Geschicklichkeit
an das Licht dringen können.
Und wenn ein Schütze schießen muss,
dann braucht er Pfeil und Bogen!
Kein Schneider kann so richtig stolz sein,

[Ich übersetze »gedenken« mit »von Vergangenem zu erzählen«, auch wenn ich mit der Lösung nicht glücklich bin. Würde man »gedenken« – was möglich wäre – mit »Gedenken« übersetzen, würden sich wohl die meisten LeserInnen fragen, wessen hier gedacht werden soll. Gemeint ist wohl ein Erzählen der Vergangenheit, um auf diese Weise vergangener Ereignisse und Taten zu gedenken.

Was ich mit »an das Licht dringen« übersetze, heißt wörtlich »zum Licht hin fließen«.]

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