Mittwoch, 26. Februar 2014

331-340

gewaltic, milte und ellenthaft.
ouch diente sîner magenkraft
und sîner hende manic lant.
gelücke het ûf in gewant
vil hôher wirdikeit alsus:
er was geheizen Prîamus
und het ein wunneclichez wîp,
diu zierte leben unde lîp
mit êren und mit reiner tugent.
ir herze was von kindes jugent

mächtig, freigiebig und tapfer.
Auch dienten seiner Herrschaft
und seinen Händen viele Länder.
Die glückliche Vorsehung hatte ihm eine
überaus ehrenvolle Behandlung angedeihen lassen.
Er wurde Priamus genannt
und hatte eine schöne, anmutige Frau,
die das Leben und den Körper
mit Ansehen und mit reiner Tugend schmückte.
Ihr Herz wurde von ihrer jungen Kindheit an


[»gelücke« meint die Vorstellung einer übergeordneten Vorsehung, die den Auf- und Abstieg der Menschen steuert. Um das Wort »Glück« nicht ganz außen vor zu lassen, übersetze ich »glückliche Vorsehung«.

Für »wunneclîch« findet man in den Wörterbüchern oft »anmutig«, was heutzutage etwas archaisch klingt; aus diesem Grund ergänze ich das etwas blasse Adjektiv »schön«.

»Magenkraft« meint laut BMZ »Macht«, »Majestät« oder »große Menge«. Ich entscheide mich für »Herrschaft«, weil mir »Majestät« zu veraltet zu sein scheint und weil mir »Macht« zu abstrakt ist.]

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