Freitag, 16. Mai 2014

821-830

daz er die clâren swester sîn,
diu lûter was und alsô vin,
wolt einem man ze wîbe geben.
des liez er dô mit wunne leben
vil manigen werden hôhen lîp.
wan ez enwart nie schœner wîp
gesehen stille und über lût,
denn ouch diu keiserlîchiu brût
an lîbe und an gebærde was.
si zôch des mâles unde las

dass er seine schöne Schwester,
die makellos war und sehr kultiviert,
einem Mann zur Frau geben wollte.
Deshalb sorgte er dafür, dass so manche
hochadlige Person, dort mit Lust und Freude verweilen konnte.
Denn immerhin hatte man nie eine schönere
Frau gesehen (ob in aller Stille oder als öffentliches Gesprächsthema),
der die keiserliche Braut nicht
in Aussehen und Auftreten entsprach.
Gar manche Herzensneigungen

[Eigentlich hätte ich gerne einen »leuchtenderen« Begriff für »clâr« als einfach nur »schön«. Der Vers 830 gibt mir Rätsel auf. Hat das »mâl« etwas mit der »Vermählung« zu tun? Etwas mit »Versammlung«? Oder ist einfach »damals, einmal« gemeint? Letzteres scheint mir am plausibelsten zu sein, aber vielleicht klingen im Mittelhochdeutschen auch mehrere Bedeutungsebenen an (beziehungsweise mit).]

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