Montag, 2. März 2015

2441-2450

in selber und die minne niht:
wan ob im liebes iht geschiht,
daz ist wol halbez kunterfeit.
vermit er sîne trügenheit
und hæte lûter sinne,
sô fünde er ganze minne,
und herzeclîche friuntschaft.
swer minne suochet und ir kraft,
der sol mit ir niht lôsen.
ein wazzer wirt ûz rôsen

und nicht die Minne;
denn wenn ihm etwas Angenehmes passiert,
ist das wohl die bessere Hälfte von verfälschtem Gold.
Ließe er seine Falschheit sein
und hätte er eine makellose Gesinnung,
so fände er die ganze Minne,
und Liebe, die vom Herzen kommt.
Jeder, der Minne sucht und ihre Kraft,
der darf ihr nicht falsch schmeicheln.
Aus Rosen wird Flüssigkeit

[»kunterfeit« meint, leut Lexers Handwörterbuch, »unreines, vermischtes, verfälschtes gold, metall«. Da es offenbar um die Hälfte dieses »kunterfeit« geht, und ich annehme, dass es sich um die bessere Hälfte handelt, füge ich ein »besser« hinzu. »friuntschaft« übersetze ich hier mit Liebe; auch, um den semantischen Wandel zu markieren, den das Substantiv vollzogen hat.]

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