Mittwoch, 10. Juni 2015

3031-3040

zwô smale brûne brâwen obe;
stirn unde nase wol ze lobe
wâren im dâ bî gestalt.
der Wunsch der hete mit gewalt
geschephet die figûre sîn.
durchliuhtic rôt als ein rubîn
was im der munt, des hœr ich jehen,
dar ûz man glenzen und enbrehen
wîz unde blanke zene sach.
ein zunge ûz sînem munde sprach,

zwei schmale, braune Brauen.
Stirn und Nase, die zurecht zu loben sind,
waren ihm dort mitgegeben.
Die Wunschvorstellung, die hatte mit Vehemenz und Macht
seine Figur geschaffen.
Von Licht rot durchströmt wie ein Rubin
war ihm der Mund, wie ich erzählen höre,
aus dem man weiße und reine Zähne
glänzen und hervorleuchten sah.
Aus seinem Mund sprach eine Zunge,

[Ich übersetze »gewalt« mit »Vehemenz und Macht«, weil mir das nhd. »Macht« semantisch derart diffus zu sein scheint, dass ein zweites Wort sinnvoll ist, um das Bedeutungsspektrum einzuschränken.]

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