Montag, 9. Januar 2017

6401-6410

daz krümbet sich vil vrüeje.
man seit, swâ tugent noch blüeje,
dâ snîde man der êren fruht
schier unde balde mit genuht.
Swaz adellichen arten wil,
zuo dem bedarf man niht ze vil
rîlicher meisterschefte.
von sîner tugent krefte
kan ez wol selbe zuo genemen.
ez üebet, swaz im sol gezemen

was ein Häkchen werden will.
Man sagt, dass man überall dort, wo Veranlagen und Begabung 
noch in voller Blüte stehen, die Früchte des Ansehens erntet,
schnell und mutig und in Hülle und Fülle.
Für alles, was edel werden will,
braucht man nicht allzu viel
an großzügiger, meisterlicher Kunstfertigkeit.
Durch die Kraft seiner Veranlagung und Begabung
ist es gewiss selbst in der Lage, zu gedeihen.
Es übt all das ein, was ihm angemessen ist

[Schöner wäre es natürlich, die figura etymologica »adellichen arten« mit zu übersetzen.]

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